Wusstet Ihr schon…?
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit
Geht es um das Thema Nachhaltigkeit, denken viele nur an den Umweltschutz. Dieser ist zwar ein wichtiges Element, damit allein ist das Thema Nachhaltigkeit jedoch zu eng gefasst. Denn soziale und ökonomische Bereiche gehören ebenfalls dazu, zumal der Begriff ursprünglich durch die Forstwirtschaft geprägt wurde. Hans Carl von Carlowitz sprach bereits um 1713 davon, dass einem Wald nur so viel Holz zu entnehmen sei, wie mittelfristig auch wieder nachwüchse. Aus ökonomischem Blickwinkel würden Finanzberater wohl sagen, dass wir eher von den Zinsen als vom Kapital leben sollten.
Wie eng die drei Bereiche der Nachhaltigkeit – ökologisch, sozial und ökonomisch – miteinander verknüpft sind, zeigt sich in vielen Beispielen: Wenn wir unsere Natur jetzt so weit schädigen, dass nachfolgende Generationen damit nicht mehr wirtschaften und vielleicht nicht einmal mehr davon leben können, betrifft das gleichermaßen soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte.
Folgende Fakten zur Nachhaltigkeit sind meiner Meinung nach besonders interessant:
Joghurtbecher, Kugelschreiber, Bekleidung, Möbel, Elektronik – in beinahe allen Bereichen des Lebens begleiten uns unterschiedliche Kunststoffe. Der WWF hat dazu errechnet, dass seit dem Jahr 2000 so viel Plastik produziert wurde, wie in der gesamten Zeit vor dem Jahrtausendwechsel. Natürlich geht die Produktion weiter und so steigt das Plastikaufkommen weltweit. Das hat Auswirkungen auf die Natur und auch auf uns direkt: So nehmen wir laut einer Studie der University of Newcastle Australia etwa 2000 kleine Plastikteile pro Woche auf. Das entspricht etwa 21 Gramm im Monat und 250 Gramm im Jahr. Zur vereinfachten Vorstellung: Wir essen pro Jahr quasi eine Kreditkarte.
Plastikmüll ist die eine Sache, ein anderer Aspekt ist jedoch das Wegwerfen von Lebensmitteln. Pro Kopf wirft jeder Deutsche etwa 82 kg Lebensmittel pro Jahr in den Müll. Diese Lebensmittel wurden vorher produziert, häufig in Plastik eingepackt und landen nun einfach auf der Deponie. 65 Prozent der entsorgten Lebensmittel werden dabei grundlos entsorgt, nur weil sie eine kleine Druckstelle hatten oder der Joghurt kürzlich abgelaufen ist. Jeder Deutsche wirft so etwa 235 € pro Jahr weg.
Seit 1880 werden die globalen Temperaturen beobachtet und aufgezeichnet. 2019 setzt dabei den Trend zu höheren Temperaturen fort. Gemeinsam mit dem wärmsten Jahr 2016 und den Jahren 2015, 2017 und 2018 sind das die fünf wärmsten Jahre seit Beobachtungsbeginn in direkter Folge aufeinander. Diese Entwicklung hat dramatische Folgen, vor allem für die Entwicklung von Pflanzen und Tieren. In einigen Regionen gerät bereits heute die Abstimmung von Pflanzen und Insekten aus dem Gleichgewicht, sodass die Bestäubung ausfällt, weil zum Beispiel Bienen die Blüten nicht mehr erreichen.
„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Biene mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr...“ so Albert Einstein. Dieses Zitat verdeutlicht die Relevanz von Bienen und anderen Insekten. Durch den Einsatz von Pestiziden, den Anbau von Monokulturen und den Anstieg der Temperaturen hat die Biomasse von Fluginsekten seit dem Ende der 80er Jahre um etwa 80 Prozent abgenommen. Der Zusammenhang zur ökonomischen Nachhaltigkeit ist hier besonders deutlich. So wird der volkswirtschaftliche Nutzen von Bienen durch ihre Bestäubungsleistung auf etwa 2,7 Milliarden Euro geschätzt.
Als Earth-Overshoot-Day oder auch Erdüberlastungstag wird der Tag bezeichnet, an dem die menschliche Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen das Angebot und die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen übersteigt. Folgen wir Hans Carl von Carlowitz ist es also der Tag, an dem wir dem Wald mehr entnehmen, als er in dem Jahr produzieren kann. Weltweit lag dieser Tag im Jahr 2019 am 29. Juli und damit früher im Jahr als jemals zuvor. Häufig wird dabei auch umgerechnet, wie viele Planeten wie unsere Erde benötigt würden, um unseren Ressourcenhunger zu stillen. Aktuell liegen wir bei etwa 1,75 Erden. Der deutsche Erdüberlastungstag ist jetzt bereits am 3. Mai und wenn alle Menschen so leben würden wie wir, benötigten wir 3 Erden. Wir wirtschaften mit den Ressourcen unseres Planeten jedes Jahr deutlich im Minusbereich und somit auf Kosten der kommenden Generationen. Auch hier lassen sich die drei Aspekte der Nachhaltigkeit gut erkennen.
All diese Informationen sind beeindruckend und erschreckend zugleich. Mit vielen kleinen Schritten lässt sich jedoch viel erreichen. Wenn wir den Erdüberlastungstag durch die Verringerung unseres Ressourcenhungers jedes Jahr nur um 5 Tage nach hinten schieben, kommen wir 2050 mit nur einer Erde aus. Die Reduktion unseres CO2-Ausstoßes um 50 Prozent würde den Stichtag um 93 Tage nach hinten schieben. Häufiger Fahrrad statt Auto fahren, regionale und saisonale Produkte kaufen, weniger tierische Produkte verzehren oder generell etwas weniger konsumieren, hilft auf dem Weg dorthin. Das Gute daran ist, dass nicht jeder alle Schritte alleine gehen muss. Wenn wir alle einen kleinen Beitrag leisten, reicht es aus, eine positive Wende hinzubekommen.
Fotografie Copyright (Header): Daniell Bohnhof